Lichtsucher

Am Abend fiel etwas Schnee. Ein Blick auf die WetterApp verriet, den nächsten Vormittag würde er nicht überdauern.

Auf dem Windknollen hatte ich noch ein Fotomotiv offen, die alte Panzerrampe im Schnee, grafisch schwarz und weiß.

Mein Bedürfnis nach Wintertiefschlaf konnte ich irgendwie auf normale Morgenmüdigkeit zusammenschrumpfen und ich schaffte es, recht zeitig auf dem Berg zu sein.

Was ich mir für das Foto vorstellte, war ein bedeckter Himmel, keine Schatten durch zu viel Sonne, höchstens eine dezente Wolkendramatik.

Was ich – zumindest erst einmal – bekam, war ein optimistisch blauer Morgenhimmel zwischen einer Herde Wolken – grau, mit diesem Hauch rosa, der einem das Herz aufgehen lässt..

Recht zeitig ist nicht immer rechtzeitig – oben an der Hügelkante, genau dort, wo auch ich bei diesem Morgenlicht Jena fotografieren würde, standen schon Stativ und Fotograf.

Die Sonne stieg endgültig über den Hausberg, tauchte alles in ein unfassbares Gleißen und schien mit jedem meiner Schritte intensiver.
Wie ein Bulldozer und bereits über mir, schob eine breite, geschlossene Wolkenfront alles Licht vom Himmel – nur noch Minuten, dann hätte ich die Tristesse für mein Rampenfoto!

Aber vorher war da noch diese Explosion, diese Sonneneruption, in der die Welt für einen kurzen Moment aus purem Licht schien unter einem riesigen, goldenen Wolkendom.

Heller Morgen, aber der direkte Blick ins Gegenlicht lässt die Sonne alles überstrahlen, verbrennt jedes Detail in blendendem Weiß und lässt die Welt in tiefem Schatten zurück. Dann ist da noch dieses Gold, daß viel sanfter glüht … und trotzdem, es ist lichter Tag.

Nur fünf Minuten später passten Licht und Wetter für das Rampenfoto.

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