Ostern in Spanien. Wir fliegen nach Barcelona.
Mein Interesse ist mäßig. Aber nun ja, wenn es sich halt ergibt …
Spanien steht auf der Liste meiner Reiseziele nicht wirklich weit oben. Weil da diese Klischees im Kopf sind: heiß, staubig, lärmend laut, man wird beklaut, zu viel Architektur auf zu wenig Raum, viel zu viele Menschen, die Inquisition, Flamenco für Touristen und Sangria.
Wie nähere ich mich einer fremden Stadt, von der ich nichts weiß? Eigentlich nichts wissen will?
Gegen dieses uninteressierte Unwissen liegen vor mir zwei Reiseführer. Verordnete Pflichtlektüre zur informellen Druckbetankung.
Halbherzig durchgeblättert, stehen anschließend das Barri Gòtic und Picasso auf meinem Zettel.
Vom Gotischen Viertel verspreche ich mir Ambiente und Schatten.
Und Picasso? Hallo?! Vor einem seiner Originale einen Hofknicks machen, daß muß einfach!
Wie nähere ich mich der Stadt, in der ich nichts kenne, an der mich nichts interessiert?
Mit dem Flugzeug. Klar.
Den Fotoapparat am Auge. Na logisch! Ich packe drei Speicherkarten in den kleinen Koffer. Lege die alte gebrauchte neue Kamera dazu. Die gab es für wenig Geld, wenn die geklaut wird, tut’s nicht so weh. (Sie wurde nicht geklaut, ist mir schon vor der Reise sehr ans Herz gewachsen und ihr Verlust würde tatsächlich sehr schmerzen.)
In Barfußschuhen. Skeptisch, ob das gut geht. Ein Hauptgewinn, stellt sich heraus – es ging sich richtig gut darin.
Ansonsten? Mein Unwissen bewahrt meine Unvoreingenommenheit. Das scheint mir ein guter Einstieg und alles wird möglich.
Keine Erwartung heißt, keine Enttäuschung. Nichts zu kennen bedeutet, nichts zu vermissen.
Kein Tauziehen um POIs und wertvolle Sekunden. Meine Herzdame bekommt den Vortritt und ich werde in ihrem Schlepptau durch die Stadt treiben. Neugierig, was beide mir bieten.
…
Natürlich gibt einen Bezug zu Land und Stadt, schon lange. Ich hatte ihn nur mental verlegt: „Sketches of Spain“.
Von Miles Davis. Ganz okay.
Von The Nits. Viel besser. Ihr „The streets of Barcelona are filled with …“ hallt seit fast vierzig Jahren durch meinen Kopf.
Von Buckethead. Yes !!! … perdón … Sí !!! Das ist er, der perfekte Soundtrack!
Das Bild … Bahnsteigkante in der Metro. Oder Notenlinien. Je nach dem.